Der Handelsverband Deutschland (HDE) setzt sich für eine Stärkung der Tarifbindung ein und fordert die Gewerkschaft ver.di deshalb auf, die längst überfällige Modernisierung der Branchentarifverträge anzugehen.

„Die Tarifbindung erhöht sich, wenn wir den Unternehmen zeitgemäße und praktikable Tarifverträge anbieten können“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. In der von der Arbeitgeberseite vorgeschlagenen neuen Entgeltstruktur sieht der HDE einen wesentlichen Schritt, um wieder mehr Unternehmen im Einzelhandel für Tarifverträge zu gewinnen. Die Reform der Tarifverträge ist notwendig, weil sich die Branche beispielsweise mit veränderten Ladenöffnungszeiten und dem technologischen Fortschritt weiterentwickelt hat. „Die Entgeltstrukturen sind teilweise letztes Jahrhundert und entsprechen nicht mehr den Arbeitsbedingungen im Einzelhandel“, so Genth weiter. Deshalb hätten viele Unternehmen zunehmend das Interesse an einer Tarifbindung verloren. Dadurch sei auf Arbeitgeberseite auch die Akzeptanz für allgemeinverbindliche Tarifverträge weggefallen.

Die von der Gewerkschaft immer wieder geforderte Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen dagegen ist kein sinnvolles Werkzeug, um die Tarifbindung im Handel zu erhöhen. Derzeit sind nur 0,7 Prozent aller im Tarifregister des Bundesarbeitsministeriums registrierten Tarifverträge für allgemeinverbindlich erklärt. Punktuell kann diese Maßnahme auch zielführend sein, beispielsweise bei der Einführung eines Branchenmindestlohnes. Nach der Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes besteht hierfür im Einzelhandel aber kein Bedarf mehr.