Ein Kommentar von Lars Reimann, HDE-Abteilungsleiter Energie & Umwelt:

Jetzt ist es also amtlich: Die Bundesregierung wird ihr Ziel von einer Million Elektroautos auf den Straßen in Deutschland bis 2020 nicht erreichen.

Das ist umso ärgerlicher, als dass gleichzeitig die Europäische Kommission an einer Verpflichtung zum Aufbau einer Ladeinfrastruktur unter anderem im Handel arbeitet. Die EU-Kommission will den Handel so zwingen, an jedem zehnten Parkplatz bis 2025 eine Ladesäule aufzubauen. Europaweit sollen damit bis 2025 über 60 Millionen Ladepunkte entstehen. Der Handel steckt also in der Zwickmühle: Denn in absehbarer Zukunft wird es hierzulande keine große Zahl an Elektrofahrzeugen geben. Es wird sich folglich noch lange nicht rechnen, Parkplätze mit Ladesäulen auszurüsten. Und doch arbeitet die EU-Ebene an entsprechenden Vorgaben.

Die Errichtung von Ladesäulen bietet den Handelsunternehmen folglich ausschließlich die Chance, einigen Kunden einen zusätzlichen Service zu bieten. Die Einmalkosten für eine Ladesäule belaufen sich auf rund 30.000 Euro als Schnellader in der einfachsten Ausführung. Die jährlichen Kosten für die Wartung und die tatsächlichen Stromkosten liegen etwa bei weiteren 8.000 Euro. Für ein reines Imageprojekt ist das für die meisten Unternehmen zu teuer. Deshalb plant der Einzelhandel für das laufende Jahr denn auch den Aufbau von nur rund 200 Ladesäulen. Unter diesen Voraussetzungen darf die EU den Handel jetzt nicht zu erheblichen Investitionen zwingen, die fern des eigentlichen Kerngeschäfts liegen, um damit den jahrelangen Tiefschlaf der Automobilindustrie zu kompensieren. Zumal der Handel im Klimaschutz seine Hausaufgaben gemacht hat: Die Emissionen der Branche sind seit 1990 um knapp die Hälfte gesunken.