Die gestern zwischen den europäischen Institutionen erzielte Einigung zur Reform des Energielabels wird nach Einschätzung des Handelsverbandes Deutschland (HDE) für Verunsicherung und Verwirrung bei Händlern sorgen.

Einzelhändler müssen zukünftig in regelmäßigen Abständen alle im Geschäft oder Onlineshop genutzten Energielabels austauschen. Denn in Zukunft sollen Verbraucher über eine von A bis G reichende Skala auf die effizientesten Haushaltsgeräte hingewiesen werden, die Plusklassen (A+, A++, A+++) werden abgeschafft. Um technische Neuerungen in den verschiedenen Produktgruppen zu berücksichtigen, soll die A-G Skala des Energielabels regelmäßig aktualisiert werden.

Der Händler kann sich außerdem nicht mehr darauf verlassen, dass das vom Hersteller beigefügte Energielabel in der Produktverpackung noch aktuell ist. Stattdessen sollen Händler das neueste Label im Zweifel beim jeweiligen Lieferanten anfordern. „Die Vereinfachung der Skala ist ein richtiger Schritt, aber leider ist das neue System aufwändig, fehleranfällig und damit nicht händlerfreundlich“, so Experte Götz Brandau aus dem HDE-Büro in Brüssel. In vielen Fällen werden Händler die verschiedenen Versionen der Energielabels verwechseln oder das neueste Label nicht rechtzeitig erhalten. Im schlimmsten Fall werde sich durch die praxisfremden Vorschriften sogar die Anzahl der Produkte mit falschem Energielabel erhöhen. Händler befürchteten im Anschluss an eine sogenannte „Reskalierung“ gar ein Verkaufsverbot für ihre Lagerbestände, wenn Lieferanten für bestimmte Produkte kein neues Energielabel bereitstellen. Brandau: „Die Übergangsfrist von mehreren Monaten zum Abverkauf von Lagerware verschafft den Händlern zumindest ein bisschen Luft zum Atmen. Ansonsten wären Händler ohne eigenes Verschulden auf ihren bereits bezahlten Produkten sitzen geblieben.“